Zusatzinformationen

 

WFFS – Informationen für Züchter

Die Sächsische Gestütsverwaltung sieht sich in der Verantwortung, den Züchtern eine größtmögliche Sicherheit in der Zuchtplanung zu gewährleisten. Deshalb sind alle Warmbluthengste der SGV auf den Gendefekt WFFS (Warmblood Fragile Foal Syndrome) getestet worden. Die Ergebnisse können direkt in den Hengstprofilen eingesehen werden. Die Nutzung eines WFFS-Anlageträgers (N/WFFS) bei der Anpaarung mit einer Stute ohne diese Anlage (N/N) schließt das Auftreten des Warmblood Fragile Foal Syndrome aus und ist somit risikofrei. Bei Züchtern, die sich für die Bedeckung ihrer Stute mit einem WFFS positiv getesteten Hengst der SGV entscheiden, übernimmt die Sächsische Gestütsverwaltung in der Decksaison 2022 die Kosten für den Gentest der Stute in Form einer Deckgeldgutschrift (max. 50 EUR brutto / nachweispflichtig).

Das Warmblood Fragile Foal Syndrome (WFFS) bezeichnet eine äußerst seltene vererbbare Binde-gewebsschwäche, die bei allen Warmblutrassen und Warmblutkreuzungen auftreten kann. Die betroffenen Fohlen sind nicht lebensfähig bzw. sterben in den ersten Stunden nach der Geburt. Auch Aborte und Frühgeburten sind möglich. WFFS wird autosomal-rezessiv vererbt. Eine Erkrankung kann somit nur dann auftreten, wenn sowohl Vater- als auch Muttertier das mutierte Gen in sich tragen. Statistisch ist in diesem Fall jedes vierte Fohlen ein Doppelträger des Gens (WFFS/WFFS) und somit nicht lebensfähig. Im Rahmen einer verantwortungsvollen Zuchtplanung sollte ein WFFS Anlageträger (N/WFFS) daher nicht mit einem weiteren WFFS Träger (N/WFFS) verpaart werden.

 

PSSM – Informationen für Züchter

Was ist Polysaccharide-Speicher-Myopathie?

PSSM ist ein genetisch bedingtes Stoffwechselphänomen, das durch eine gesteigerte Einlagerung von Glykogen (die Speicherform von Glukose und damit ein Energiereservoir) in die Muskelzellen entsteht. PSSM Typ 1 ist auf eine Mutation im Gen GYS1 zurückzuführen. PSSM Typ 2 gruppiert weitere Genmutationen, die zu ähnlichen Symptomen führen können zusammen.

Wie wirkt sich PSSM aus?

Wenn es zum Ausbruch kommt, gleichen die Symptome von PSSM denen eines Kreuzverschlags. Die Pferde fallen durch Mattigkeit und Bewegungsunlust auf, in manchen Fällen kann Muskelzittern auftreten sowie Muskelschwund trotz ausreichender Fütterung. Auch bei leichter Arbeit geraten die Pferde zum Teil schnell in starkes Schwitzen. In schweren Fällen bleiben die Pferde aufgrund der schmerzenden und dann sehr harten Muskulatur regungslos und steif stehen oder es kommt zum Festliegen. Wissenschaftliche Studien zeigen aber auch, dass an PSSM erkrankte Tiere in bis zu 90 Prozent der Fälle keine oder nur noch geringe Symptome zeigen, wenn Haltung, Fütterung und Training angepasst werden. Weiterhin können auch Pferde am Kreuzverschlag bzw. an PSSM erkranken, die keine der bekannten Mutationen tragen.
Es wird angenommen, dass die Mutation in vergangener Zeit - bei starkem Arbeitseinsatz in der Landwirtschaft und geringen Kraftfuttergaben – vorteilhaft gewesen ist. Bei verändertem Management und einer „modernen“ Haltungsumgebung, könnte dies nun als nachteilig betrachtet werden.

Wie vererbt sich PSSM und was bedeutet das für die Zucht?

PSSM vererbt sich autosomal dominant, was bedeutet, dass das betroffene Gen auf einem „normalen“ Chromosom und nicht auf einem Geschlechtschromosom liegt Die Kaltblut-betreuenden Verbände haben im Februar 2020 gemeinsam mit der FN bezüglich PSSM Typ 1 beschlossen, dass ab dem Zuchtjahr 2021 sowohl zur Körung angemeldete Junghengste auf PSSM1 zu testen sind, als auch Althengste, die im Hengstbuch I oder II geführt werden. Es empfiehlt sich, die eigene Zuchtstute ebenfalls testen zu lassen und dann eine informierte und überlegte Anpaarung vorzunehmen. Es wird keine Genvariation, ob hetero- oder homozygot, aus dem Zuchtprogramm ausgeschlossen. Gerade in Kaltblutrassen mit relativ geringen Zuchtbestandszahlen könnte der kategorische Ausschluss von Trägertieren dramatische Folgen für die genetische Diversität und damit Gesundheit und natürlich den Rasseerhalt haben!