Am Sonntag, dem 25. Februar 2024 verstarb im 88. Lebensjahr Hauptsattelmeister a.D. Werner Wieland. Er arbeitete über 49 Jahre von 1952 bis 2001 im Landgestüt Moritzburg und hat während dieser Zeit die Einrichtung maßgeblich mit geprägt.
In Marklissa in Schlesien als Sohn eines Pferdefuhrunternehmers geboren, lernte er von klein auf mit Pferden zu arbeiten und sie einsatzbereit zu halten. Die Jahre des 2. Weltkrieges überschatteten seine Kindheit und erst 1947 durfte die Familie aus der nach Kriegsende polnisch gewordenen schlesischen Heimat nach Görlitz übersiedeln. Eine 1951 in Großhennersdorf begonnene Landwirtschaftslehre konnte er 1952 im Hengstdepot Moritzburg fortsetzen. Nach dem Abschluss der Lehre war er als Gestütswärter in der Hengstprüfungsanstalt im Einsatz und ritt an den Wochenenden erfolgreich zu Turnieren in Dressur- sowie Springprüfungen und errang zusätzlich Schleifen in Fahrkonkurrenzen. Bis 1961 war er als Deckstellenleiter in Nossen aktiv. Neben der Arbeit legte er im Abendstudium die Prüfung zum Staatlich geprüften Landwirt ab. Direktor Dr. Schwark holte Werner Wieland 1962 als Betriebsassistent ganzjährig ins Hengstdepot und konnte sich auf seine stete Einsatzbereitschaft und sein Organisationstalent verlassen. Im selben Jahr übernahm Frau Dr. Herta Steiner die Leitung in Moritzburg und mit dem Betriebsassistenten gemeinsam bildeten sie viele Jahre ein hochmotiviertes Team. Die Moritzburger Hengstparaden waren in dieser Zeit alljährliche Höhepunkte mit bis zu 15.000 Besuchern pro Veranstaltung.
Nach Gründung der Zentralstelle für Pferdezucht 1968 wurde Herr Wieland Abteilungsleiter für das Hengstdepot und gleichzeitig stellvertretender Direktor. Er arbeitete in dieser Zeit vertrauensvoll mit den Zuchtleitern zusammen, nachdem die Zuchtleitungen der Tierzuchtinspektionen in Dresden und Weimar der VE Pferdezuchtdirektion Süd Moritzburg zugeordnet wurden. Diese gute Zusammenarbeit zeigte sich beim Ankauf der jungen Reitpferde für den Exportausbildungsstall. Im Jahre 1980 konnte die neu erbaute Reithalle am Hengstparadeplatz eingeweiht werden und Werner Wieland übernahm mit großem Engagement die Turnierleitung für die jährlichen Hallenturniere. Nach 23jähriger überaus erfolgreicher Amtszeit schied im Oktober 1985 Frau Dr. Steiner aus dem Dienst und übergab „die Leinen“ an Dr. Görbert. Herausforderungen bildeten bis 1989 die Reitpferdeexportverkäufe ab Stall in Moritzburg. Ein Höhepunkt war die Organisation des Ankaufes von 14 Rappen für die hauseigene Kavallerie des Britischen Königshauses 1988.
In der Zeit der Wende 1989 und danach trat der Hauptsattelmeister unbeirrt für die Aufrechterhaltung eines ungestörten Dienstbetriebes ein. Damit setzte er gemeinsam mit der Belegschaft ein Zeichen für den angestrebten Fortbestand des Landgestütes in einer sich verändernden Zeit. Am 1. September 1991 zur Hengstparade verkündete der Landwirtschaftsminister des Freistaates Sachsen Dr. Jähnichen, dass das Landgestüt Moritzburg gemeinsam mit dem Hauptgestüt Graditz von der Treuhandverwaltung in die Landeshoheit Sachsens überführt wird. Die Organisation der Sächsischen Gestütsverwaltung mit dem Landgestüt, der Sächsischen Landesfachschule für Reiten und Fahren sowie dem angeschlossenen Hauptgestüt Graditz brachte neue Herausforderungen. Dazu kamen die beginnenden Bauarbeiten zur Rekonstruktion aller Gestütsgebäude und Anlagen, der Aufbau der Besamungsstation sowie die Leistungsprüfungen für Stuten und Hengste nach veränderten Reglements. Auch die neu etablierte überbetriebliche Ausbildung der Lehrlinge aus Sachsen und Thüringen musste gemeistert werden. In allen Situationen bewährte sich der Hauptsattelmeister durch seine stete Einsatzbereitschaft für alle Belange des Landgestütes. Anlässlich seiner Verabschiedung 2001 wurde ihm die Silberne Verdienstmedaille der FN überreicht. Nach seinem Ausscheiden aus der Sächsischen Gestütsverwaltung übernahm er ehrenamtlich bis 2017 im Landesverband Pferdesport Sachsen e.V. die Funktion des Vorsitzenden im Ausschuss Ausbildung. Für seine Verdienste in dieser Funktion erhielt er die Goldene Ehrennadel des Verbandes.
Wir trauern um einen ausgezeichneten Pferdemann, der nicht nur wegen seiner hohen Fachkenntnisse, sondern vor allem auch auf Grund seiner Geradlinigkeit, Zuverlässigkeit und Bescheidenheit geachtet und hochgeschätzt wurde.
Wir werden dem Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seiner Lebenspartnerin Frau Kaltschmidt sowie seinem Sohn und Familie.
Dr. Matthias Görbert
Dr. Kati Schöpke
Andreas Lorenz
Wolf Lahr