Geschichte des Landgestütes

Nach den verheerenden Kriegsfolgen und der Teilung Sachsens im Jahre 1815 entschied sich der sächsische König Anton der Gütige (1827 - 1836) in den 1733 errichteten Jagdstallungen in Moritzburg 38 Hengste als Landbeschäler aufzustellen (königlicher Erlass vom 23.01.1828). 
Bis 1830 waren dann alle Voraussetzungen geschaffen, um weitere Beschäler außerhalb der Deckzeit aufzustellen. Die einzuschlagende Zuchtrichtung bereitete offensichtlich große Probleme und war sehr modeabhängig. 
Nach anfänglichem Einsatz von zu leichten Hengsten fast aller europäischen Rassen wurde von 1873 an im Interesse der sächsischen Landwirte der Oldenburger als Zuchtziel verbindlich eingeführt. Erste Importe Oldenburger Beschäler erfolgten bereits im Jahre 1871.

Große Verdienste um die Vervollkommnung einer planmäßigen Landespferdezucht erwarb sich der Sächsische Landstallmeister Georg Graf zu Münster. Neben der Einführung eines Zuchtregisters (Stutbuches) im Jahre 1886 sowie der Durchführung von Stuten- und Fohlenschauen wurden erste Brände eingeführt. Bereits 1837 erhielten alle Fohlen von Königlich-Sächsischen Landbeschälern als Fohlenbrand "KS", ab dem Jahr 1847 das "M" und ab 1877 die stilisierte Krone mit einem eingeschlossenen "M".

Neben diesen züchterischen Anstrengungen wurden auch immer wieder Stuten und Stutfohlen direkt aus dem Originalzuchtgebiet Oldenburg eingeführt. Es ist nachzulesen, dass die Qualität des Pferdematerials sich langsam verbesserte. Um neben dem Schweren Warmblut auch dem Bedarf an Kaltblütern für schwerste Zugarbeit im Zusammenhang mit der Intensivierung des Ackerbaus gerecht zu werden, wurden nach Norikern und Percherons Kaltbluthengste der belgisch - brabanter Zuchtrichtung eingeführt und ab 1911 zum verbindlichen Zuchtziel erklärt. Zwischen den Weltkriegen wurde die Qualität des Moritzburger Hengstbestandes auch auf den DLG- und Reichsernährungsausstellungen in Leipzig demonstriert und von der Fachpresse gewürdigt.
Der 2. Weltkrieg verursachte im Zuchtgebiet erhebliche Kriegsverluste, ging doch der größte Teil des sehr wertvollen Stutenbestandes vor allem in Ostsachsen verloren.
Nach zunächst mutigem Ausharren noch unter russischer Besatzung musste der letzte sächsische Landstallmeister Ernst Bilke 1945 das Gestüt verlassen. Er wirkte später in Baden-Würtemberg und im Araberverband sehr erfolgreich. Nach 1945 wurde der Moritzburger Bestand an Warm- und Kaltbluthengsten zielstrebig ausgebaut, um die Kriegsverluste auszugleichen und auch die Bauern mit Pferden zu versorgen, die durch die Bodenreform Land erhalten hatten.

Als jedoch Ende der 60er Jahre das Pferd für die Landwirtschaft an Bedeutung verlor, begann die Umzüchtung des bodenständigen Schweren Warmblutes mittels Englischer Vollbluthengste. Für die Entwicklung der sächsischen Pferdezucht und des Landgestütes Moritzburg hat sich vor allem die von 1961 - 1985 tätige Direktorin Frau Dr. Herta Steiner große Verdienste erworben. Neben der Erhaltung der Schweren Warmbluthengste leitete sie zielgerichtet die Umzüchtung der bodenständigen Warmblutbestände zum modernen Reitpferd ein. Nach dem Wegfall des Sächsisch-Anhaltinischen Landgestütes Kreutz Anfang der 60er Jahre übernahm das damalige Hengstdepot Moritzburg auch für Thüringen die Aufstellung der Landbeschäler. Da beide Zuchtgebiete immer das gleiche Zuchtziel vor Augen hatten, konnte ein einheitliches züchterisches Vorgehen über die Hengste gesichert werden. Über 20 Vollbluthengste wirkten zu Beginn der 70er Jahre in diesem Umzüchtungsprozess, dem sich der Einsatz von Hengsten Trakehner Abstammung und edlen Warmblütern auf hannoverscher Grundlage gezogen anschlossen. Damit wurde die heutige Reitpferdezucht in Sachsen und Thüringen maßgeblich geprägt.
Im Jahre 1956 kam eine weitere Rasse in den Beschälerbestand - Haflinger. Die beliebten Blondschöpfe sind als Freizeitpferde so gefragt, dass sich heute 9 Hengste dieser Rasse unter den Moritzburger Landbeschälern befinden.