Geschichte des Hauptgestütes Graditz

Im Jahre 1630 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung der Pferdezucht in Graditz, das Gestüt wurde seinerzeit als Stutery bezeichnet. Die Gründung des Kurfürstlich-Sächsischen Hofgestütes Graditz erfolgte im Jahre 1686. Kurfürst Johann Georg der III. errichtete die Torgauischen Gestüte mit den Zuchtstätten Repitz, Graditz, Döhlen, Kreyschau und Neu Bläsern.

Im Jahre 1694 übernahm Friedrich August I. (August der Starke) die Gestütsanlage und baute diese 1721 aus. In diese Zeit fallen auch der Bau des Schlossgebäudes, sowie die Anlage des Gestütsparks mit den 3 Alleen. Die Entwürfe und Bauleitung übernahm M. Daniel Pöppelmann, welcher in diesem Zeitraum Sächsischer Hofbaumeister war.

Mit dem Ende der Napoleonischen Kriege im Jahre 1813 und dem Wiener Kongress 1815 wurde die Region um Torgau zur Provinz Preußens erklärt und die Torgauer Gestüte gingen in die Preußische Gestütverwaltung über. Graditz führte fortan den Namen Königlich Preußisches Hauptgestüt Graditz. Die Bedeutung des Hauptgestütes Graditz lag damals vor allem in der Zucht von Halbblutpferden, welche für die Hengstremontierung der Landgestüte Preußens dienten.

Ab 1866 konzentrierte die Preußische Gestütverwaltung die in ihren Hauptgestüten verstreute Englische Vollblutzucht in Graditz. Es entstand eine beispielhafte Zuchtherde dieser Rasse, zur Erzeugung von Rennpferden und Veredlerhengsten für die Warmblutzucht. Die Entwicklung in dieser Epoche wurde maßgeblich geprägt durch Oberlandstallmeister Graf Georg von Lehndorff (Leiter der Preußischen Gestütverwaltung und Direktor von Graditz von 1866 – 1906).

Das Ende des 2. Weltkrieges brachte für die Entwicklung der Graditzer Gestüte erhebliche Einschnitte. Bis 1945 verfügte das Hauptgestüt Graditz über 3 Vorwerke mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 1.200 ha. Am 21.04.1945 trafen sich die siegreichen Armeen der Amerikaner und der Sowjetunion auf der Torgauer Elbbrücke und feierten wenig später ihren Sieg über den Faschismus im Graditzer Pöppelmannsaal.

Der Wiederaufbau der Graditzer Gestütsherde für die Zucht Englische Vollblüter und Trakehner begann im Jahre 1949. Bis 1990 wurden 15 Derbysieger in der DDR und zahlreiche Trakehnerhengste gezüchtet.