Am 30. September 2024 verstarb im 89. Lebensjahr Gestütsschmiedemeister a.D. Joachim Meyer. Noch im August zum jährlichen Treffen der ehemaligen Mitarbeiter des Landgestütes Moritzburg war Joachim Meyer extra aus Hessen angereist, wo er seit Herbst des vergangenen Jahres mit seiner Frau in der Nähe der Familie seiner Tochter wohnte. Bei diesem Treffen wurde in seinen Erzählungen noch einmal die enge Verbundenheit zum Landgestüt und dem früher von ihm mit Passion über Jahrzehnte ausgeübten Beruf des Gestütswärters und des Gestütsschmiedemeisters deutlich. Joachim Meyer entstammte einer alteingesessenen Gestütswärterfamilie aus Halle Kreuz. Nach dem Grundschulbesuch begann er seine Berufslaufbahn als Schmiedelehrling bei seinem Vater im Hengstdepot Halle Kreuz. Im Jahre 1957 konnte er auf Grund seines reiterlichen Talentes zum neugebildeten Armeesportklub „Vorwärts“ in die Sportmannschaft Reiten wechseln, den er aus privaten Motiven 1958 wieder verließ. Danach wurde das neu errichtete Thüringer Hengstdepot Stotternheim unter der Leitung von Frau Dr. Steiner seine Wirkungsstätte, wo er die Facharbeiterprüfung zum Gestütswärter ablegte und Deckstellen leitete. Im Jahre 1967 wechselte er an die Lehrschmiede der Leipziger Universitätstierklinik und legte nach einem Lehrgang bei Hufbeschlaglehrschmiedemeister Kurt Kloß die staatliche Prüfung als Hufbeschlaglehrschmiedemeister ab. Im Hengstdepot Moritzburg konnte er 1971 die Tätigkeit des Gestütsschmiedemeisters übernehmen und war in dieser Funktion mit viel Passion bis zum Jahre 2001 für die Hufpflege und den Beschlag der Landbeschäler verantwortlich.
Die Schwere der Arbeit in der Gestütsschmiede wird deutlich, wenn man daran erinnert, dass die damals für den Beschlag der Pferde zur Verfügung stehenden aus dem Ausland importierten Hufeisenrohlinge erst noch in glühendem Zustand mit kräftigen Hammerschlägen und dem Anschmieden der Zehenkappe in Form gebracht und auf Länge geschnitten werden mussten. Danach erfolgte einzeln das Aufbohren der Nagellöcher, bevor diese, wiederum im Schmiedefeuer erwärmt, mit dem viereckigen Lochdorn für die Aufnahme der Hufnägel hergerichtet werden konnten.
Während seiner Moritzburger Jahre hat Joachim Meyer zahlreiche Lehrlinge im Hufbeschlag ausgebildet, die heute noch im Beruf aktiv tätig sind und zu ihrem ehemaligen Meister Kontakte unterhielten. Nicht vergessen bleibt das Mitwirken von Joachim Meyer beim Beurteilen der Hufe und des Beschlages in den entsprechenden Beurteilungskommissionen bei Zuchtschauen und Hengstkörungen früherer Jahre.
Bis zuletzt interessierte er sich für alle aktuellen Entwicklungen im Landgestüt, der Pferdezucht und im Pferdesport.
Alle, die ihn kannten und die im Landgestüt mit ihm arbeiteten, werden Joachim Meyer als begeisterten Gestüter und passionierten Schmied in Erinnerung behalten.
Unser Mitgefühl gilt seiner Frau und seiner Familie.
Dr. Matthias Görbert, Landstallmeister a.D.